Neuroleptika und MDMA
Neuroleptika und MDMA
Hallo zusammen,
ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen. Ich nehme aktuell täglich abends eine Dosis von 100mg Quetiapin und ich würde aber gerne mal wieder Molly nehmen. Ich habe bis jetzt nur keine zuverlässigen Quellen darüber gefunden, inwiefern da Wechselwirkungen stattfinden können bzw inwiefern das sogar gefährlich sein kann (Mir ist natürlich klar, dass sowas wie ungefährlich da jetzt nicht existiert...). Ich hoffe, ihr könnt mir eventuell sagen, wo ich zuverlässige Informationen herkriege bzw mir sogar selbst helfen. Danke für eure Arbeit.
LG
Antwort Dr. Frühling-Team
Hallo,
Vielen Dank für Deine Anfrage. Da wir keine Fachärzt*innen / Apotheker*innen sind, hat uns die Recherche zu der Antwort etwas länger gedauert. Nach unserem aktuellen Wissensstand gibt es leider keine wissenschaftlichen Studien, die sich mit den Wechselwirkungen von MDMA (das ist der Wirkstoff, der mit “Molly” in der Regel gemeint ist) und atypischen Neuroleptika beschäftigt haben. Unsere Antwort kann Dir deshalb nur eine grobe Orientierung zu Deiner Frage bieten.
Wir nehmen an, dass Du Quetiapin aus einem speziellen Grund verschrieben bekommen hast. Die Dosis von Quetiapin wird in der Regel genau auf Deinen Organismus und dessen Fähigkeit, mit den Nebenwirkungen umzugehen, abgestimmt. Außerdem spielt der Grund sowie die Schwere der psychischen Belastung eine Rolle bei der Dosisvergabe. Grundsätzlich kann die Einnahme weiterer Medikamente oder psychoaktiver Substanzen (negativen) Einfluss auf Deine Behandlung haben und im schlimmsten Fall zu psychischen Krisen, verstärkten körperlichen Nebenwirkungen und zu unerwarteten Wechselwirkungen führen.
Zu den Wechselwirkungen von Quetiapin und MDMA
Quetiapin blockiert u.a. bestimmte Serotonin- und Dopamin-Rezeptoren. An diese Rezeptoren, dock auch MDMA an. MDMA stimuliert diese Rezeptoren, so dass mehr Serotonin und Dopamin ausgeschüttet wird. Sind diese Rezeptoren nun blockiert, kann das MDMA nicht bzw. nur bedingt wirken. Du würdest von der erwünschten MDMA-Wirkung vermutlich nur sehr wenig bemerken.
In dieser Broschüre findest Du auf Seite 11-13 anschaulich erklärt, wie Neuroleptika im Gehirn wirken:
https://www.dgsp-ev.de/fileadmin/user_files/dgsp/pdfs/Publikationen/DGSP_Broschuere_Neuroleptika_reduzieren_und_absetzen.pdf
Durch die Einnahme von Quetiapin werden u.a. die Symptome bekämpft, die manchmal auch durch MDMA-Konsum hervorgerufen werden können (paranoide Zustände, Depersonalisationssymptome, Panikattacken). Von den Prozessen im Gehirn aus betrachtet sind atypische Neuroleptika und MDMA Gegenspieler.
Sowohl MDMA als auch Quetiapin allein senken die Krampfschwelle und begünstigen so epileptische bzw. Krampfanfälle. Die Kombination beider Substanzen erhöht das Risiko eines Krampfanfalls sehr stark.
Quetiapin wird in der Leber über das Enzym CYP3A4 abgebaut. Bei MDMA ist das Enzym CYP2D6 für den Abbau in der Leber verantwortlich. Nimmst Du neben Quetiapin auch MDMA ein, könnte es zu einem schlechteren oder verzögerten Abbau beider Substanzen kommen. Dies erhöht das Risiko für Nebenwirkungen, die bei MDMA und Quetiapin auftreten. Die erwünschten Effekte bleiben wegen der oben beschriebenen Prozesse im Gehirn vermutlich trotzdem aus oder fallen zumindest viel schwächer aus. Wenn Du bei einer üblichen Dosis MDMA kaum bis keine Wirkung verspürst, konsumiere auf keinen Fall mehr, denn die unangenehmen / gefährlichen Nebenwirkungen einer eventuellen MDMA-Überdosis könnten trotz fehlender Rauschwirkung auftreten.
Neben den körperlichen Neben- bzw. Wechselwirkungen, kann es auch sein, dass der Mischkonsum Deine psychischen Probleme wieder „hervorholt“, im ungünstigsten Fall verstärkt.
Konsumieren oder nicht?
Wie Du bereits in Deiner Anfrage geschrieben hast, gibt es immer Risiken beim Konsumieren. Wir empfehlen Dir dennoch nochmal genau zu überlegen, welche Wirkung Du Dir von dem Konsum erhoffst, denn abgesehen davon, dass sich diese Kombination von der Wirkung her wahrscheinlich nicht "lohnt", ist sie mit schwer abschätzbaren und eventuell schwerwiegenden körperlichen und psychischen Risiken verbunden.
Solltest Du Dich trotz der oben genannten Risiken für den Mischkonsum entscheiden, empfehlen wir Dir, auf die Signale Deines Körpers zu achten und während des Konsums nicht alleine zu sein. Wir raten Dir eine Person dabei zu haben, die bescheid weiß, notfalls ärztliche Hilfe holen kann und Dich in kritischen psychischen Situationen (währenddessen und / oder danach) gut unterstützen kann. Im besten Fall sollte diese Person selbst nicht konsumieren. Es empfiehlt sich in einem Notfall dem medizinischen Fachpersonal vor Ort genau mitzuteilen, was und wieviel Du eingenommen hast, damit diese richtig handeln können. Vorsicht: es ist nicht auszuschließen, dass die Polizei informiert wird, wenn illegalisierte Substanzen bereits am Telefon (Notruf) erwähnt werden. Ist das medizinische Fachpersonal dann vor Ort, unterliegen die beteiligten Personen der Schweigepflicht gegenüber dritten Personen, auch gegenüber der Polizei. Mehr Hinweise zu Erster Hilfe im (Drogen-)Notfall findest Du hier.
Wir möchten auf jeden Fall davon abraten, dass Medikament (ohne ärztlichen Rat) kurzzeitig auszusetzen, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Der Behandlungserfolg wäre gefährdet bzw. ist nicht absehbar, welche psychischen Auswirkungen das Absetzen haben könnte.
Wenn Du weitere Auskünfte zu Risiken und Wechselwirkungen wissen möchtest, kannst Du Dich auch an Neurolog*innen oder Psychatier*innen Deines Vertrauens wenden. Auch hier gilt die Schweigepflicht. Vielleicht kann Dir auch die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie weiterhelfen. Diese Gesellschaft hat einige Broschüren zum Thema Neuoleptika veröffentlicht (s.o.) [https://www.dgsp-ev.de/startseite.html]
Alles Gute
Dein Dr.-Frühling-Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.