Lexikon
Stechapfel
(Datura stramonium)
Aussehen und Verbreitung
Der Stechapfel ist ein einjähriger Strauch, der hauptsächlich auf trockenen, sandigen Plätzen wächst (Brachland, Schuttplätze, an Wegrändern...) und in allen Teilen Erde zu finden ist. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis zu 200 cm und hat eiförmige, grobgezähnte Blätter. Von Juni bis September wachsen die typischen, meist weißen, einzelstehenden, 5-zipfeligen, trompeten-trichterförmigen Blüten, die einen starken Duft verströmen. Im Herbst reifen grüne, walnussgrosse, kastanienartige Früchte heran, die süss schmeckende, blauschwarze Samen enthalten.
Inhaltsstoffe
Der Stechapfel enthält die Alkaloide Scopolamin, Hyoscyamin und Atropin als Hauptwirkstoffe. Der Alkaloidgehalt kann je nach Pflanzenteil und Jahreszeit stark schwanken:
Blätter 0,25% bis 0,5%
Blüten bis zu 0,61%
Samen bis zu 0,66%
Wurzeln 0,18 bis 0,22%
(junge Pflanzen enthalten hauptsächlich Scopolamin, Ältere vor allem Hyoscyamin)
Verwendung
Die Wirkung des Stechapfels ist seit Jahrhunderten in vielen Kulturen bekannt und wird auch heute noch sowohl für medizinische als auch rituell-spirituelle Zwecke verwendet (Rauchen der Blätter gegen Asthma und als krampflösendes Mittel, als Auflagen und Salben zur Wundheilung, als Aphrodisiakum, als Bestandteil von Hexensalben und -getränken, zur Rauscherzeugung z.B. in Indianer- und Eingeborenenstämmen bei rituellen Zeremonien).
Stechapfel wurde früher vor allem als Wahrheitsdroge genommen, aber auch für Abwehrzauber (am Haus angebracht soll er gegen den Blitzschlag schützen) und, da er die sexuelle Hemmschwelle herabsetzt, für Liebeszauber.
Zubereitung und Dosierung
Als Droge können alle Pflanzenteile verwendet werden (Blätter, Blüten, Samen, Wurzel).
Diese werden, mit heissem Wasser übergossen, als Tee getrunken oder getrocknet als Kraut geraucht. Manch einer kaut oder isst auch die übelschmeckenden Blätter oder die in den Früchten enthaltenen Samen.
Wirkungen
Beim Konsum des Stechapfels sind optische Halluzinationen, Unruhe, Desorientierung in Zeit und Raum, Rededrang, veränderte Wahrnehmung von Menschen und Gegenständen, Erregung, Ekstase, Trancezustand und ein verändertes Körpergefühl möglich. Bewusstseinserweiternde Erlebnisse werden beschrieben.
Die Halluzinationen treten 2 - 4 Stunden nach der Einnahme auf und können über mehrere Tage erhalten bleiben.
Nebenwirkungen
Beim Konsum der Datura stramonium ist der Grat zwischen halluzinogener Wirkung und unerwünschten Nebenwirkungen, die bis zum Atem- und Herzstillstand reichen, sehr schmal. Das liegt daran, dass die Konzentration der Wirkstoffe in den verschiedenen Pflanzenteilen stark variiert und eine genaue Dosierung sehr schwer ist.
Nebenwirkungen können unter anderem Erbrechen, Fieber, Sehstörungen, Durst, Krämpfe, Erregungs- bis Tobsuchtsanfälle, Angstschübe und Asthmaanfälle sein. Die atemlähmende Wirkung kann bis zum Atemstillstand führen. Des weiteren kann eine Vergiftung mit dieser Pflanze eine Psychose aktivieren oder Augenkrankheiten wie den grauen Star verursachen.
Mengen ab 0,3 g der Pflanze gelten als giftig. Eine Vergiftung mit dem Stechapfel zeigt sich durch eine rote, heiße und trockene Haut, trockene Schleimhäute, eine starke Hautreizung, Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Verwirrtheit und einen verstärkten Tränenfluß.
Gegenmittel
Bei leichten Vergiftungserscheinungen kann es helfen, starken schwarzen Kaffee, Essig oder viel unverdünnten Zitronensaft zu trinken.
Bei schwerwiegenderen Vergiftungen sollte man unbedingt einen Arzt konsultieren.
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