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Lexikon

Schnüffelstoffe

Substanz

Schnüffelstoffe sind flüchtige, flüssige oder gasförmige Substanzen, die zur Erzeugung eines Rauschzustandes inhaliert werden, z.B. jegliche Kleb-, Lack- und Verdünnungsstoffe sowie Lösungsmittel. Sie wirken auf das zentrale Nervensystem. Man findet sie oft als Bestandteile in Industrie-, Haushalts- und Medizinprodukten.

Um die Stoffe zu inhalieren, werden sie meist auf ein Tuch gegeben oder in eine Tüte gefüllt und vor Mund oder Nase gehalten.

Wirkstoffe sind u.a. Toluol (z.B. in Leimen), Aceton (z.B. in Nagellackentferner, Lösungsmittel in Filzstiften, Haar- und Lacksprays), Nitro (z.B. in Klebstoffen und Verdünnungsmitteln), Butan (Treibgas in Feuerzeugen), Chlorethyl (Wundspray, Lokalanästhetikum), Per- oder Trichlorethylen (in Metall- und Farbreinigern), Benzin, Distickstoffoxid ("Lachgas"), Amyl-/Butylnitrit ("Poppers"), Chloroform/Trichlormethan usw. Die meisten dieser Stoffe können psychisch abhängig machen.

Schnüffelstoffe werden vor allem konsumiert, weil sie leicht und legal zu beschaffen sind. Größtenteils sind sie in Supermärkten, Drogerien und Handwerkergeschäften erhältlich. Außerdem ist der Preis sehr niedrig.

Wirkung

Unmittelbar nach dem Inhalieren zeigt der Körper oft Abwehrreaktionen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und schwache Benommenheit. Erst dann erfolgt der eigentliche Rausch (1-30 min) mit: Euphorie, Gefühl der Schwerelosigkeit, Enthemmung, akustischen und optischen Wahrnehmungsveränderungen, Halluzinationen, eventueller Steigerung des Tast- und Berührungssinns und/ oder sogar leichter Narkose.
Häufig kommt es im Zusammenhang mit dem Konsum zur Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit.

Kurzzeitnebenwirkungen

Während oder kurz nach dem Konsum kann es zu Nasenbluten, Husten, Übelkeit und Erbrechen kommen. Es können Krampfanfälle (z.B. Kehlkopfkrampf), Verwirrtheit, Reizung der Haut und der Schleimhäute, Konzentrations- und Koordinationsschwierigkeiten auftreten. Die Kommunikationsfähigkeit ist häufig eingeschränkt (verwaschene Sprache).

Die Sauerstoffaufnahmefähigkeit der Lungen kann blockiert werden. Weiterhin sind Störungen des Herzkreislauf- und des Atemsystems möglich (bis hin zu Atemlähmung und Tod).

Nach dem Schnüffelrausch tritt häufig eine Art Kater mit Kopfschmerz und Konzentrationsschwierigkeiten auf.

Langzeitnebenwirkungen

Es ist schwierig, Angaben über die Wirkungen eines langzeitlichen Gebrauchs zu machen, da Schnüffelstoffe teilweise mehrere Komponenten aufweisen. Generell sind jedoch folgende Langzeitnebenwirkungen möglich:
Verätzungen der Atemwege, Hautschäden und Entzündungen, Lungen-, Leber- und Nierenschäden.
Vor allem durch den Mangel an Sauerstoff können irreversible (d.h. nicht mehr rückgängig zu machende) Nerven- und Hirnschäden auftreten. Längerer Konsum führt zu Demenz (Geistesschwäche), Persönlichkeitsveränderungen sind möglich. Des weiteren besteht eine erhöhte Gefahr für das Auftreten von Muskelspasmen und Allergien.

Bei längerem intensiven Gebrauch können Toluoldämpfe zu mehrtägigen Delirien (Bewusstseinsstörungen) führen.

Schnüffeln kann zu psychischer Abhängigkeit mit Toleranzentwicklung führen (stundenlanges Hängen an der Tüte). Außerdem werden Konzentrations- und Leistungsstörungen, schwere psychotische Bilder, Atemstillstand und Herz-Kreislaufversagen bis hin zum Tod beschrieben.
Körperliche Entzugserscheinungen sind nicht bekannt.
Toluol und Benzin sind stark krebserregend

Wechselwirkungen

Der Mischkonsum mit anderen Substanzen erhöht die ohnehin starke Belastung des Herz-Kreislaufsystems.
Der gleichzietige Konsum mit Alkohol verstärkt die atemdepressive Wirkung vieler Schnüffelstoffe - es kann zum Atemstillstand kommen.

Safer use

Risikofreien Konsum gibt es nicht! Wer trotzdem konsumiert, sollte sich mit den Safer-Use-Regeln vertraut machen:

Personen mit Herzrhythmusstörungen sollten nicht schnüffeln!

Zwischendurch ausreichend Sauerstoff „tanken“!

Bei starken Vergiftungen können die Gase durch Hyperventilation aus dem Körper entfernt werden.

Bei Verschlucken von Schnüffelstoffen sofort den Rettungsdienst rufen! Niemals zum Erbrechen bringen, da sonst die Speiseröhre und der Rachen noch mehr verätzt werden können!

Keine Plastiktüten über den Kopf ziehen: Erstickungsgefahr!

Beim Kontakt mit Augen und Schleimhäuten sofort gründlich ausspülen und Arzt oder Ärztin aufsuchen!

Nicht allein oder an gefährlichen Plätzen (Baustellen, Dächer usw.) schnüffeln: Unfallgefahr!

Alle Schnüffelstoffe sind leicht entzündliche Stoffe. Dementsprechend ist ein vorsichtiger Umgang mit den brennbaren Substanzen und offenem Feuer erforderlich.

Wenn Schnüffelstoffe zur sexuellen Stimulation eingesetzt werden, an Safer Sex denken!

Female Special  

Bei Schwangeren kann das ungeborene Kind stark geschädigt werden. Deshalb nicht während der Schwangerschaft schnüffeln.

Erfahrungsberichte

Hier findest Du Erfahrungsberichte von Schnüffelstoffe Konsument_innen.

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