Lexikon
Angst
Angst gehört zu unserer "Grundausstattung" an Gefühlen. Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere sind in der Lage, Angst zu empfinden. Sie erleichtert es uns, Situationen zu bewältigen, in denen es uns an den für ihre Meisterung notwendigen Kompetenzen mangelt und ist damit erst einmal etwas ganz Natürliches.
Zweck von Angst ist es, uns zu "aktivieren" bzw. " in einen Alarmzustand zu versetzen". Völlige "Angstfreiheit" ist also nicht erstrebenswert, da Signale, die zu unserer Weiterentwicklung führen und die notwendige Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft bei Gefahren sichern, sonst verloren gehen würden. Angst wird in vielen Fällen auch als Stress ( Belastung, Herausforderung) empfunden.
Wie Angst empfunden wird ("Ängstlichkeit"), ist von Mensch zu Mensch verschieden und hängt von psychologischen, psychosozialen, neurobiologischen und genetischen Faktoren ab. Entscheidend ist hierbei, einen Umgang mit Angst bzw. eine "Kompetenz im Umgang mit Angst" zu entwickeln. Ängste haben ihr eigenes emotionales Gedächtnis, deshalb können sie nicht einfach vergessen oder "gelöscht" werden, sondern nur durch neue emotionale Erfahrungen korrigiert werden. Passiert dies nicht, wird der Zustand bzw. das Gefühl des Angsthabens oft krankhaft. Ängste bzw. Angstkrankheiten (sogenannte Phobien) werden oft lange Zeit nicht erkannt, da Ängste immer (!!!!) mit körperlichen Symptomen einhergehen (Herzrasen, Schwindel, Schweißausbruch, Zittern, Muskelverspannung, Schlafstörungen, allgemeine Kraftlosigkeit und Erschöpfung, Kopfschmerzen usw.). Ängste gehören zu denjenigen psychischen Problemen, die sich heute am besten und erfolgreichsten behandeln lassen. Man muss lernen, mit seinen Ängsten zu leben, nicht nur, weil sie Ausdruck menschlicher Entwicklung sind, sondern weil sie das Nervensystem stimulieren und es so zu Höchstleistungen befähigen. Erst wenn Ängste außer Kontrolle geraten, werden sie für das Nervensystem zu Stress (erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin im Gehirn) und rufen weitere Symptome hervor. Krankhafte Angst bezieht sich meist auf Situationen, Gegenstände, Tätigkeiten oder Personen, die in Wirklichkeit nicht gefährlich sind, jedoch von der betroffenen Person so wahrgenommen werden.
Einmaliger wie auch dauerhafter Drogenkonsum kann zur Entstehung von Ängsten führen. Das Gefühl des Angsthabens kann mitunter selbst auch Grund sein, Drogen zu konsumieren, mit dem Ziel, diese zu bekämpfen. Dies gilt im Besonderen für Alkohol und Benzos, die angstlösende Wirkung haben, aber eben auch ein nicht zu unterschätzendes Abhängigkeitspotenzial aufweisen. Dass Angstproblematiken für eine Person selbst nur schwer zu bewältigen sind, liegt v.a. an ihrer Komplexität und an damit verbundenen Gefühlen, denen man sich nicht unbedingt bewusst ist. Der Einsatz angstlösender Psychopharmaka [die ja auch als psychoaktive Substanzen - also als Drogen! - einzustufen sind] darf nach Arzneimittelrecht nur auf ärztliches Rezept erfolgen, Begleitung durch neurologisch bzw. psychiatrisch ausgebildetes Fachpersonal ist dringend geboten.
Begriffe in Verbindung mit dem Angstbegriff:
Phobie - krankhafte Angst
Hypochondrie - Krankheitsangst, -wahn, -einbildung, -furcht