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Tiefpunkt nach langem Speed- / Crystal-Konsum?

Tiefpunkt nach langem Speed- / Crystal-Konsum?

Ein Freund hat jahrelang metamphetamin (pepp) konsumiert. Der Konsum war regelmäßig/ täglich. 

Letztes Jahr verlor er bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle mit Drogentest seine Fahrerlaubnis. Nun steckt er in der MPU-Vorbereitung, hat seit dem Tag der Kontrolle nichts mehr konsumiert. Erster Abstinenz-Nachweis (haaranalyse) erfolgte, bald ist der zweite dran, danach wird die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis beantragt.

Er ist nun seit 10 Monaten clean. Allerdings scheint er sich zur Zeit in einem Tiefpunkt zu befinden. Er weiss, dass er seinen Führerschein zurück will, aber ansonsten weiß er für seine Zukunft nichts. Er möchte seinen Führerschein zurück, er liebt seine Freundin und möchte mit ihr zusammen bleiben. Aber wie er sich die Zukunft vorstellt, kann er nicht sagen. Er hat Angst vor Verantwortung und vor Veränderung. 

Kann das noch von dem Entzug kommen? Ist sowas normal?


Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

 
langfristigen Konsum von Amphetamin und/oder Methamphetamin zu beenden ist keine leichte Aufgabe. Das Beenden des Konsums und das Überstehen der körperlichen und psychischen Entzugssymptome, wie z.B. Probleme beim Schlafen, Schwitzen oder Unruhe/Rastlosigkeit, ist ein erster Schritt. Die körperliche Abhängigkeit ist zeitlich betrachtet schnell überwunden und oft das kleinere Problem. Die größere Herausforderung stellt i.d.R. die langfristige Enthaltsamkeit dar, die oft mit psychischen Problemen einhergeht.
 
Du schreibst, dass Dein Freund "jahrelang Methamphetamin (Pepp) konsumiert" hat. Hier wissen wir nicht genau was Du genau meinst, denn Methamphetamin ist der Wirkstoff der Droge "Crystal", aber der Begriff "Pepp" wird eigentlich eher für die Droge "Speed" benutzt, deren Wirkstoff Amphetamin ist. Ob ein Mensch jahrelang Crystal oder Speed konsumiert, macht einen enormen Unterschied. Da wir also nicht wissen, welche der beiden Drogen Dein Freund konsumierte oder ob er sogar beide Drogen nahm, gehen wir auf beide im Folgenden gesondert ein.
 
Amphetaminkonsum führt hauptsächlich zu einer erhöhten Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin, in geringerem Maße wird auch die Dopaminausschüttung erhöht. Adrenalin und Noradrenalin sind "Stresshormone", versetzen den Körper also in einen erhöhten Stresszustand, wobei Stoffwechsel, Atmung, Puls, Blutdruck, Konzentrationsfähigkeit etc. gesteigert und Grundbedürfnisse (Schlafbedürfnis, Hungergefühle, Schmerzempfinden usw.) herabgesetzt werden. Der leicht erhöhte Dopaminspiegel sorgt zusätzlich für ein leicht erhöhtes Wohlempfinden, da Dopamin eine Art "Glückshormon" ist. Somit können Antriebskraft, Motivation und Konzentrationsfähigkeit u.a. gesteigert sein. Näheres kannst Du in unserer Substanzinfo "Speed" nachlesen:
https://drugscouts.de/de/lexikon/speedpep
 
Methamphetaminkonsum hat eine ähnliche, aber viel längere und um einiges stärkere Wirkung. Es kommt zu einer um ein Vielfaches höheren Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, weshalb der eben beschriebene Stresszustand mit all den unterdrückten Grundbedürfnissen äußerst stark ausfällt und sehr lange anhält. Gleichzeitig wird auch eine extrem hohe Menge Dopamin ausgeschüttet, was zu besonders starken Glücks- und Zufriedenheitsgefühlen führt, so dass "auf Crystal" im Prinzip "alles Spaß macht" und man "extrem schnell unterwegs" ist. Näheres zu "Crystal", kannst Du hier nachlesen:
https://drugscouts.de/de/lexikon/crystalmethamphetamin
 
Amphetaminkonsum über einen längeren Zeitraum kann einen Menschen körperlich und psychisch stark schwächen. Das Problem beim dauerhaften Crystalkonsum ist, dass die Rauschwirkung vom Gefühl her weite Teile von Erschöpftheit und Nährstoffmangel überdecken kann, man also nicht wirklich merkt wie auszehrend der Konsum wirkt, wenn man immer weiter konsumiert. Nur wenn man dann (ein paar Tage) Pause macht, sind die Folgen für Körper und Psyche direkt und stark zu spüren. Durch weiteren Konsum kann man diese dann aber wieder überdecken, auch wenn man mit der Zeit immer höhere Dosierungen benötigt, um noch eine Rauschwirkung zu verspüren.
 
Nach einer längeren Konsumphase ist der Dopaminvorrat des Körpers nicht nur erschöpft, sondern der Körper verliert auch mehr und mehr die Fähigkeit Dopamin in ausreichendem Maße herzustellen. So wird nach einem langfristigen Crystalkonsum jeder Mensch schwer depressiv sein, u.a. weil der Körper es nicht mehr schafft das Dopaminlevel wieder auf den Normalzustand zurückzubringen, wie es vor dem Konsum war. Es kann so also zu schweren Depressionen kommen, die über mehrere Monate bis Jahre anhalten können, obwohl man schon lange aufgehört hat Crystal zu konsumieren, wobei die von Dir geschilderten Symptomen auftreten können, wie Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und der Angst vor neuen Aufgaben. Der andauernde Nährstoffmangel wird irgendwann auch zu schwereren gesundheitlichen Problemen in allen möglichen Organen führen, bei denen der Körper auch eine lange Zeit brauchen kann um sich zu regenerieren.
 
Das Ganze ist sowohl für die Person, die den Konsum eingestellt hat, als auch für das soziale Umfeld schwer. Gefühle der Hoffnungslosigkeit erschweren häufig das "dran bleiben" beim clean sein, während die mangelhafte Möglichkeit Freude zu empfinden für das soziale Umfeld als Belastung wahrgenommen werden kann.
 
Es gibt ein ein interessantes Buch eines Ex-Crystal-Users, in dem beschrieben wird, welche Stadien der Abstinenz durchlaufen werden. Vielleicht hilft Euch das weiter:
http://quittingcrystalmeth.breaking-meth.de/
 
Wichtig in dieser Zeit ist es, sich über den Verlauf eines Entzugs klar zu sein, dass diese Phasen meist mit dazu gehören, aber auch wieder vorbeigehen werden. Hilfreich hierbei kann es sein eine psychische und ärztliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, also regelmäßige Rücksprache mit dem Hausarzt/der Hausärztin und eventuell das Beginnen einer unterstützenden Psychotherapie. Zusätzlich können Selbsthilfegruppen helfen, sowohl für die Person, die den Entzug macht, als auch für Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld (Eltern, Partner*innen). Dies kann helfen die gesetzten Ziele, in diesem Fall das Wiedererlangen der Fahrerlaubnis und die bestehende Partnerschaft weiterzuführen, erfolgreich umsetzen zu können, aber auch neue Perspektiven zu entwickeln und allgemein die Lebensqualität zu erhöhen.
 
Psychotherapeut*innen in der Nähe kann man z.B. hier suchen:
https://www.bptk.de//service/therapeutensuche/
 
Selbsthilfegruppen in Wohnortnähe findet man am besten über lokale Suchtberatungsstellen, da die meisten selbst welche betreiben oder auf jeden Fall wissen, wo und wann sich die lokalen Selbsthilfegruppen für (Ex)Konsument*innen und Angehörige treffen.
 
Wir können nicht genug betonen, wie wichtig es ist durchgehend Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man in einer so schwierigen Lebensphase ist oder einen Angehörigen in solch einer Lage hat. Wenn Menschen sowas mit sich alleine ausmachen, wird es für sie und alle Beteiligten meist um einiges schwieriger.
 
Bei weiteren Fragen, könnt Ihr uns gern auf unserem Drogentelefon anrufen: 0341 - 211 22 10 (erreichbar: dienstags von 09:00 bis 13:00 sowie donnerstags von 15:00 bis 19:00 Uhr).

Wir wünschen Euch viel Erfolg bei eurem Vorhaben und Durchhaltevermögen,
Dein Dr.-Frühling- Team
 
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.
 

 

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