Cannabis und Autismus
Cannabis und Autismus
Hi,
ich bin 28 und studiere jetzt Jura. Aufgrund ungewöhnlicher Lebensumstände hat sich bei mir alles verzögert und ich bin daher erst jetzt von Zuhause in eine WG ausgezogen, weil es finanziell nur so ging.
Ich habe es zwar schon geahnt, aber gestern hat mir mein Mitbewohner gestanden, dass er kifft und mich zu einem Joint eingeladen, weil ich Autismus habe und er meinte, dass könnte mir mal helfen "runter zu kommen".
Ich weiß nicht, auf was er sich damit bezog.
Da ich noch nie gekifft hatte und daher die Wirkung nicht kannte, aber mind. 10 Personen in meinem Umfeld gekifft haben, wollte ich es mal probieren, um evtl. eine Lösung gegen meinen Autismus zu bekommen.
Psychisch passierte mir nichts. Ich war genauso auf die Arbeit versessen wie immer.
Körperlich schmeckte mir der Rauch nicht wirklich(eine Tafel Schokolade ist mir lieber) und ich bekam leichtes Herzrasen , was ich aber auf die evtl. Aufregung zurückführte (Achtung, ich bin auch süchtig von Xylometazolin. Jenes ist in Nasentropfen enthalten.).
Erfahrungen mit Cannabis habe ich eigentlich nur im passiv negativen Sinne gehabt.
Ich kenne viele Leute, die deshalb morgens nicht mehr rauskamen, deren Leben davon komplett bestimmt wurde und die aggressiv durch den "fehlenden Konsum" wurden. Meine ehem. Nachbarin hatte deshalb häusliche Gewalt durch ihren "Freund" und mein Cousin hat meine Tante vor Jahren auch durch eine Glasscheibe geworfen.
Noch dazu habe ich nicht wirklich Lust mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen und mir jedesmal von einem Dealer Stoff besorgen zu müssen. Über jene gibt es schließlich keine Marktkontrolle und ist man erstmal süchtig (Ich kann seit meiner Nasentropfensucht ein Leid davon singen.), dann können die theorethisch auch 200 Euro von einem für 5g verlangen.
Zudem ist es eine rechtliche Grauzone, da nicht der Konsum, aber der Besitz strafbar ist. Wer aber konsumiert besitzt in dem Moment auch Cannabis.
Die einzige Ausnahme besteht, wenn man ein Attest hat, was aber sehr selten der Fall ist.
Ich habe nun einen Zwiespalt.
Zum anderen lehne ich mental das Rauchen und Kiffen aus gesundheitlichen wie auch rechtlichen Gründen ab, zum anderen sagen aber fast alle in meinem Umfeld, das würde mir gut tun und ich würde dadurch mal entspannen.
Wie soll ich mich jetzt verhalten?
Ich kann meinem Mitbewohner schlecht das kiffen verbieten, will ich auch gar nicht. Ich habe nur keine Lust wieder schlechte Erfahrungen durch das Kiffen zu erleben.
PS: Ich kann auch durch Alkohol nicht entspannen. Da es bekannt ist, das psychoaktive Substanzen bei Autisten anders wirken, vermute ich mal, dass auch das Kiffen auf mich keinen entspannenden Effekt hätte, sondern im Schlimmsten Fall anders wirken würde.
Ich habs mal mit Johanniskraut versucht, aber davon wurde ich nur nervös und aggressiv.
Koffein macht mich total müde. Brauch ich gar nicht erst morgens trinken.
Pseudoephendrin ist noch schlimmer. Ist auch in Schnupfmitteln enthalten, weiß ich von der letzten Erkältung.
Ansonsten nehme ich nur Gingko. Ich glaube, dass mich das beruhigt, da ich mich besser auf einzelne Aufgaben fokussieren kann.
Bewiesen ist die Wirkungen nicht.
Nur als Beispiele, was ich so im Bezug auf Substanzen mit meinem Autismus erlebt habe.
Dr.-Frühling-Team
Hallo,
Die Forschung zur medizinischen Verwendung von Cannabis bei Autismus steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt jedoch immer wieder Erfahrungsberichte von Menschen, denen vor allem CBD-haltige Produkte helfen (z.B. hier: https://aspies.de/selbsthilfeforum/index.php?thread/7434-cannabis-bei-autisten/&pageNo=1) und erste Studien belegen dies (hier: https://hanfjournal.de/2018/06/19/thc-und-cbd-bei-autismus/). CBD-haltige Öle mit sehr niedrigem THC-Gehalt (max. 0,2%) kann man legal erwerben. Wenn es Dir also mehr um den medizinischen Nutzen von Cannabis, könnte CBD eine Alternative sein.
Allgemeine Infos zu Cannabis und CBD kannst Du hier nachlesen:
https://drugscouts.de/de/lexikon/cannabis
https://drugscouts.de/de/lexikon/cannabidiol-cbd
Was die Frage angeht, wie Du Dich verhalten sollst:
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Unsere Empfehlung ist nur zu konsumieren, wenn Du dies wirklich selbst möchtest und Dich bereit dazu fühlst. Lass Dich nicht anstiften oder verleiten. Die Meinung Deines Umfelds, Du würdest Dich durch Cannabiskonsum entspannen, fußt nur auf der individuellen Erfahrung, die diese Menschen mit Cannabis gemacht haben. Wie die Wirkung bei einem anderen Menschen ausfällt, kann man jedoch nicht voraussagen. Die eine Person entspannt ein Cannabisrausch, eine andere Person wird dabei eher aufgedrehter und angespannter, manche überfordert die Wirkung u.U., sie findet sie unangenehm oder kriegt dabei Angstzustände. In diesen Bereichen ist vieles möglich. Speziell Du bist außerdem von Autismus betroffen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es bei Dir zu einer untypischen Wirkung kommen kann. Auch Deine beschriebene innere Ablehnung gegen das Kiffen, kann dazu beitragen, dass der Rausch eher negativ erlebt wird. Allgemein kann und wird eine Droge aus Dir auch nur die Stimmungen und Gefühle herausholen und diese verstärken, die ohnehin schon in Dir drin sind.
Solltest Du Dich dennoch für den Konsum von Cannabis entscheiden: Beachte die Safer Use Hinweise - achte vor allem auf Set und Setting. Das heißt, konsumiere nur an einem Ort und zu einer Zeit, wo Du Dich wohlfühlst und mit Menschen denen Du vertraust.
Viele Grüße
Dein Dr.-Frühling-Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.